H.O.A.X. – Zur Faselei von EXIT und der Wertabspaltungskritik

Liebe EXIT-Redaktion,
erst kürzlich habt Ihr auf Eurer Homepage einen Text von Hannah Odenbach und Amelia Xiomara mit dem Titel “ Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?” veröffentlicht, den wir unten gerne dokumentieren möchten:
Diesen Artikel habt Ihr mit einer „Vorbemerkung“ versehen, die da wie folgt lautet:

Vorbemerkung

Dass die fundamentale Krise neben der materiellen Reproduktion auch die geistige Reflexion erfasst, lässt sich nicht zuletzt innerhalb der Gesellschaftskritik beobachten. Die von der kritisch abgerüsteten, theoretisch flach gewordenen und heute mit den Verhältnissen selbst barbarisierenden Linken geführten Auseinandersetzungen sind nicht einmal annähernd auf der Höhe der Zeit, wofür zuletzt vor allem die „Bahamas“ stehen, deren Legitimationsanspruch im Sinne „Kritischer Theorie“ längst abhanden gekommen ist. Dementsprechend feuern sie verstärkt gegen die Wert-Abspaltungs-Kritik. Da die „kategoriale Kritik“ freilich nicht auf jedwede unterirdische Entäußerung der szenelinken Atheorie Bezug nehmen kann und wird, passt es ganz gut, dass an die Redaktion folgende Polemik geschickt wurde, die wir an dieser Stelle gerne dokumentieren.
Redaktion EXIT!, Juli 2016
 
Eine kleine Geschichte
Man weiß weder bei dem Text noch bei der Bemerkung so recht, wo man beginnen soll. Von daher vielleicht eine kleine Geschichte: Ende Mai bekamt Ihr von zwei bisher unbekannten Autorinnen einen Artikel für Eure Homepage angeboten, der sich mit dem in der letzten Ausgabe der Bahamas erschienen Text „Das Wundmal der Wirklichkeit“ auseinanderzusetzen behauptete. Gewisse Dinge erschienen Euch merkwürdig und Ihr präsentiertet drei Grundprobleme. Zum einen kam es Euch komisch vor, „dass (die Autorinnen) den Artikel „Wundmal der Wirklichkeit“ nicht nur gelesen hab(en), bevor die „Bahamas“-Ausgabe überhaupt ausgeliefert wurde, sondern in dieser Frist überdies sogar eine Gegenpolemik verfassen konnte(n).“ Erschwert wurde dieser Fakt zum anderen dadurch, dass jene Autorinnen „bisher noch nicht in (Eurem) Dunstkreis aufgetaucht“ seien. Erst an dritter Stelle schließlich ging es grob um den Inhalt. So träfe die „Polemik zwar einige ideologische Aspekte des Artikels, weist sie aber nicht am Text selbst aus, was allerdings eine unverzichtbare Vorgehensweise ist, um nicht in eine inhaltslose Denunziation abzugleiten. (…) In der jetzigen Fassung wirkt eurer Text doch recht assoziativ, was ihm die von euch intendierte Schärfe nimmt; hier müsste die Argumentation durch Bezugnahmen und/oder Zitate angereichert werden, an denen die Argumentation zu entwickeln wäre. Es wäre sicher sinnvoll, die Argumentationsführung eurer Polemik vor diesem Hintergrund noch einmal zu präzisieren. Könntet ihr euch eine solche Ausarbeitung vorstellen?“ Hannah und Amelia – praktischweise ebenfalls zwei Autorinnen, wie die Urheberinnen des Bahamas-Artikels – konnten es sich natürlich vorstellen, dankten Euch für die Hinweise, wischten die beiden ersten Bedenken mit absurden, aber doch zu schmeichelhaften Ausflüchten vom Tisch und ließen Euch Mitte Juni eine mit Zitaten angereicherte Version des Textes zukommen, den Ihr Euch vornahmt, „noch einmal (zu) redigieren“, denn schließlich „gehören Texte nun einmal ausführlich Korrektur gelesen.“ Die Assoziationen wurden in dieser Version hingegen keineswegs geschwächt, sondern einfach nur mit “Quellen” oder Namen versehen. Anfang Juli hieß es, „dass der Text nun eigentlich veröffentlichungsreif ist.“ Kurze Zeit später fand er sich auf der Homepage, ohne dass die Autorinnen sich in irgendeiner Weise noch einmal in die Gestaltung einmischten, indem sie beispielsweise gewisse Formulierungen gegen die Redaktion zu verteidigen hatten. Alles lief viel zu geschmiert.
Mittlerweile dürftet auch Ihr es bemerkt haben: Der Text stammt von uns selbst, da wir – erschreckenderweise völlig zu Recht – dachten, wir könnten die Entfaltung unserer Kritik in Eure eigenen Hände legen. “Da die „kategoriale Kritik“ freilich nicht auf jedwede unterirdische Entäußerung der szenelinken Atheorie Bezug nehmen kann und wird”, haben wir Euch also nur etwas Arbeit abgenommen. Der kleine Ausflug in die Entstehungsgeschichte sollte zur Genüge verdeutlichen, dass es sich bei Eurer Behauptung, Ihr würdet den Artikel nur „dokumentieren“ um eine ziemlich infame Lüge handelt, denn Ihr habt den Text die ganze Zeit durch Hinweise mitgestaltet, redaktionell begleitet und schließlich erstveröffentlicht. Eine Dokumentation hingegen ist streng genommen die Wiederveröffentlichung zwecks Bestandsaufnahme eines andernorts publizierten Textes, in den man sich dann jedoch redaktionell nicht weiter einzumischen hätte.
Man mag diesen kleinen Streich von unserer Seite infantil, pubertär oder ähnliches schimpfen, und hätte damit sogar Recht. Doch mag man uns dies ausnahmsweise verzeihen. Zumal wir glauben, dass der eventuell zweifelhafte Charakter einer solchen Aktion schlichtweg in keinem Verhältnis steht zu dem Einblick in die “Theorieproduktion” von EXIT. Damit auch genug der Anrede, denn EXIT selbst gehört wahrlich nicht zum Kreis der Adressaten. Wenn die ganze Aktion eines bewiesen hat, dann die Unerreichbarkeit dieser Gang durch vernünftige Argumente. Da aber – und dies war eine der wenigen nicht erlogenen Behauptungen – Roswitha Scholz in der Tat der theoretische Hauptbezugspunkt des fäkalienzentrierten Agitpop-Bündnisses “ums Ganze” ist, galt es uns, zumindest darauf hinzuweisen, wessen Geistes Kind dieser Theoriestrang ist. Dass die Redaktion von dem Artikel ernsthaft eine Übersetzung angefertigt, anfertigen lassen oder zumindest überhaupt zugelassen hat, dass er übersetzt wird, hat uns schon etwas peinlich berührt.[1]
So einen Artikel nicht einfach freundlich aber bestimmt abzulehnen, sondern Hannah Odenbach (alias Katharina Klingan) und Amelia Xiomara (Paulette Gensler oder auch andersherum) im E-Mail-Verkehr zu loben, sie hätten sich „offenkundig ja durchaus intensiv mit der Wert-Abspaltungs-Kritik beschäftigt“, und den „Text wirklich mit Herzblut geschrieben”, sagt viel über den Zustand der Redaktion und der dazugehörenden Theorie aus. In der Tat haben wir den Artikel unter Missachtung jeglicher Kontrollinstanzen verfasst, die einem denkenden Menschen zur Verfügung stehen – sei es nun das Bewusstsein oder die Auto-Korrektur. Wenn Herzblut statt Köpfchen zum Maßstab erhoben wird, ist das eine ziemlich prägnante Bestätigung aller Bedenken, die wir bisher bezüglich dieses Blattes hatten. Dass die beiden Autorinnen “offenbar doch recht nahe an der wert-abspaltungs-kritischen Theoriebildung dran” seien, adelt uns also nachträglich zu Expertinnen der Wertabspaltungskritik, die sich anscheinend doch recht gut auf das Theorem “einlassen konnten”.
 
Den Wald vor lauter Bäumen
Alleine die Hinweise für einen Schwindel im besagten Text waren zahlreich vorhanden; ehrlich gesagt, haben wir weitaus mehr Mühe darauf verwendet, diese zu platzieren, als für den um altbackene Sprichwörter herumassoziierten restlichen Text. So ergeben schon die Initialen der Autorinnen das Wörtchen HOAX; für alle Fälle haben wir dies mit den Anfangsbuchstaben des Titels noch einmal verdoppelt: HOAKS. Ohne jegliche inhaltliche Verknüpfung wird plötzlich über den Phase 2-Fake der >No Tears for Krauts< berichtet und gemutmaßt: “Was vorerst [von der antideutschen Kritik] bleibt, sind solche Nischengrüppchen, …die lieber einen gefakten Text in der Phase 2 platzieren, um ihn dann selbst zu kritisieren”. An dieser Stelle möchten wir uns selbstverständlich bei allen aus dramaturgischen Gründen von unseren Alias Beleidigten entschuldigen. Wir schätzen diese sehr, ein authentischer EXIT-Text ohne Beschimpfungen der üblichen Angegriffenen erschien uns jedoch etwas sehr weit hergeholt.
Als uns schließlich die Formulierungen ausgingen, mussten wir tatsächlich auf die Phase 2 zurückgreifen, wählten aber genau jene Zitate aus dieser Zeitschrift, die von der Gruppe No Tears for Krauts schon zur Genüge kritisiert wurden:[2]  (“Auch wenn die reflektierte Psychoanalyse….als taugliches Analyseinstrument des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft dient”), und bezogen daher auch die Impulse für das notwendig postmoderne sprachliche Aufpeppen von Inhaltsleere (“Matrix”, “Engführung”….). Einen anderen Klau haben wir noch bei einem Joachim Bruhn-Text verübt, in dem genau diejenigen Zitate von Robert Kurz zitiert wurden, die Joachim Bruhn[3] als Beispiele für eine verkorkste und inhaltsleere Sprache anführte. Eine weitere Andeutung findet sich “bei den antideutschen Fallenstraßen”, hierbei handle es sich “um reine Sackgassen”. Laut Wikipedia sind Fallenstraßen frei erfundene Straßen, die von den Kartenherstellern als Plagiatsfalle in Karten eingebaut, um die Stadtpläne vor unerlaubter Vervielfältigung zu schützen, was wir dem verantwortlichen Redakteur in einer E-Mail sogar erläuterten.

Das von Loriot entdeckte Steinlaus-Weibchen. Das wohl bekannteste Exemplar des wissenschaftlichen Witzes
Das von Loriot entdeckte Steinlaus-Weibchen. Das wohl bekannteste Exemplar des wissenschaftlichen Witzes

Gut, dass wir in diesem Artikel darauf hingewiesen haben, dass “deren [der Antideutschen] Texte aber selber zusammenaddiert nur Hokuspokus formen,” denen die WAK die “ideologische Luft zum Atmen nimmt (…) und ihre Texte als einzige Farce entlarvt”. Der gesamte sinnlose Einschub über Sherlock Holmes, der angeblich “zu einem Prototyp des androzentrischen Subjekts konvergierte” und “mit [dem] die Antideutschen ihre klammheimliche Vorliebe für Antisemiten wie Kant” teilen, hätte zum einen mehr als ein bloß verstecktes Anzeichen für einen Betrug sein müssen, sollte aber zum anderen vor allem ein Hinweis sein, vielleicht wirklich einmal “einen rein kryptologischen Bezug […] zur Sprache” zu pflegen, was dies auch immer heißen mag – wir meinten damit >vernünftig lesen<. Dadurch hätte unser “Pastiche” leicht als solcher erkannt werden können. Nicht ganz mit rechten Dingen zu geht es ferner mit dem einzigen szenefremden Zitat – also jenem der lieben Frau Iris Ritzmann, die das angegebene Werk zwar verfasste, es aber gleichzeitig fertigbrachte, die von Loriot erfundene “Steinlaus”, bei uns ein Mitherausgeber, in die Enzyklopädie der Medizingeschichte einzuführen. Ob in diesem zitierten Werk nun das von uns Behauptete steht, wissen wir nicht, können es uns aber schwer vorstellen. Auch dass Otto Rank und Sándor Ferenczi sich “durch ihren Vollbart” ausgezeichnet haben sollen, ist nicht nur völlig Quatsch – stattdessen waren es wohl die einzigen beiden Glattrasierten. Es stellt sich vor allem die Frage, worin auch nur im entferntesten der Sinn dieser Aussage bestehen sollte, außer die Assoziation hin zu abstrusen Sprichwörtern zu wecken. So gut wie jeder einzelne Satz dieses Textes hätte die Ablehnung des gesamten Artikels zur Folge haben müssen. Dass hingegen kein einziger Satz herausflog, lässt den erfundenen Vorschlag der Notwendigkeit einer redaktionellen Vormundschaft zu einem realen werden.
 
Legasthenie des Widerstands
Klarerweise haben wir uns bemüht, die Art und Weise wie Artikel der Exit geschrieben sind, möglichst auf die Spitze zu treiben. Heraus kommt eine Sprache, die unter anderem über weite Strecken nur einem Bewusstseinsstrom unterliegt: “Nun: getroffene Hunde bellen halt. Man könnte nun getrost einwenden, dass Hunde die bellen, aber wenigstens nicht beißen, aber so einfach ist es dann doch nicht, denn zum einen bellen sie auf wegen den Äußerungen Daniel Späths und vertreten andererseits gleichzeitig einen militaristischen Bellizismus.” Sowohl in der Nachahmung als auch in den Originalen schien es äußerst bedeutsam zu sein, statt ausgeführter Kritik alle im linken Szenejargon beliebten -Ismen einzubauen. So haben wir einfach konsequent jedes Adjektiv mit einem -istisch zu versehen. Das war sogar der Redaktion zu übertrieben und zumindest manche dieser Suffixe wurden zu -isch korrigiert. Wenigstens dafür: Touché. Nur hat es an der Sinnlosigkeit der Aussagen nicht das Geringste geändert.
Der Spielplatz der freien Assoziationen hielt ferner noch genug zum Austoben bereit, das Denken konnte oder musste während des Schreibens dieses Textes so ziemlich abgestellt werden. Man nehme nur eine wilde Kombination aus altbackenen Sprichwörtern und von Robert Kurz oder Roswitha Scholz gesetzten Signalwörtern, mengt einige persönliche Drohungen gegen die zu kritisierenden Autorinnen ein und heraus kommt der Schabernack. So kann man jetzt lesen, dass “der junge Marx … solche Leute [wie uns]… zum Duell herausgefordert” hätte, und findet sinnlose Verdoppelungen (“alter Greis”, “tote Leiche”, “zusammenaddiert”), bedeutungslose Sätzen (“Aber ein Bart macht sowieso noch lange keinen Philosophen.”) oder klassische Assoziationsketten (“korrodiert…theoretischer Rost…altes Eisen… Glanz”). Dann darf man dabei nicht vergessen, dass immer irgendeine Theorie “vergewaltigt” oder “penetriert” wird, die EXIT in guter Rittermanier vor den tyrannischen Vertretern und konsequenterweise auch Vertreterinnen der Matrix des “Wunschmännerdaseins” zu retten gedenkt.
Diese Art des Schreibens ist ein reines Ventil, überlässt sich den Wünschen, ohne jemals zu einem vernünftigen Gedanken zu finden. Damit lässt sich gegen den beliebten Einwand, warum man sich die Mühe und Arbeit mache, einen betrügerischen Text überhaupt zu schreiben und dass noch für eine derart selbstreferenzielle Redaktion, einwenden, dass dieses Schreiben weder Arbeit noch Mühe ist, sondern vielmehr einem wahnhaften Delirium gleicht, dass sich von einem Wunsch zum Nächsten treiben und von wirklich jedem Wortspiel verführen lässt. Im Sinne der Corporate Identity kommt es für die Organisation des Textes nur darauf an, aus einem bekannten Repertoire von Theorieschablonen zu schöpfen und eine bestimmte Anzahl der hinreichend bekannten “Keywords” zu setzen. Uns (Hannah und Amelia (H.O./A.X.) hat das Verfassen des Artikels vielleicht gute zwei bis drei Stunden Lebenszeit gekostet. Auch wenn es nicht unbedingt Spaß gemacht hat, konnten wir doch den Lustgewinn verspüren, der mit solchem Schreiben einhergeht. Dieser resultiert vor allem aus der Ersparung von Aufwand, wie Denkarbeit, Kritik, etc; ist also einfach nur Unlustersparnis. Genau deshalb gleichen die Resultate solchen Schreibens einem schrecklich schlechten Witz, der nach Freud schlichtweg Unsinn ist. Dieser schwankt hier zwischen entmenschlichenden Beleidigungen des “Gegners” auf der einen und hymnenartigen Lobreden, welche den nahezu messianischen Charakter der eigenen Bande hervorheben müssen, auf der anderen Seite. Die Metapher des “Herzbluts” bringt es ungewollt deutlich auf den Punkt: Lust oder Leidenschaft stehen im Vordergrund der theoretischen Arbeit, und zwar in ihren paranoiden, sadistischen oder andersartig beschädigten Formen. Eine inhärente Gefahr der Polemik ist, sie mit verschriftlichter Menschenverachtung zu verwechseln. Diese braucht als Korrelat ein Publikum, das sich an der eigenen Beschimpfung aufzugeilen vermag. Nur so ist in gewissen Zügen die Rezeption der Gruppe zu erklären. Denn trotz des manifesten Sektencharakters erfreuen sich die Redakteure – insbesondere Scholz – zahlreicher Einladungen für feministische, von irgendwelchen Studentenvertretungen organisierten Veranstaltungsreihen, um dort ihre Glaubenssätze an den Mann und die Frau zu bringen. Es wird nur für den kleinen Kreis derjenigen geschrieben, die den abstrusen Setzungen, die sich als Theorie ausgeben, vollkommen zustimmen, und doch erscheint es als die angeblich notwendige Katharsis des Feminismus. Eben jenem Wunsch, eine vierte Welle dieser Bewegung begründet zu haben, wollten wir scherzhaft Ausdruck verleihen bzw. sie etwas befeuern.
So sehr es nun auch kurzfristig Vergnügen bereitet haben mag, werden wir unsere Texte in Zukunft doch weiterhin bei Redaktionen einreichen, denen ein Text wichtiger ist als das Socializing mit den Autorinnen, Kritik mehr bedeutet als etwas “theoretisch Substantielles” und die wissen, dass es nicht um “kritische Aufrüstung” gehen sollte.
Wie einfach und schnell die EXIT-Redaktion den Text angenommen und auf die Homepage gestellt hat, hat uns erstaunt. Die redaktionelle Bearbeitung beschränkte sich auf eine scheinbar penible Korrektur von Tipp-, Rechtschreib-, und Grammatikfehlern, ausgestattet mit ausführlichen Erläuterungen. So erweist sich die Redaktion letztlich selbst als jene “Deutschleistungskurslehrerin, die lieber jegliche angeblich falsche Präposition anstreicht, um ja auf den Inhalt des Geschriebenen nicht eingehen zu müssen.” Solcherart Formalkritik sollte dann jedoch zumindest korrekt erfolgen.
Obwohl nämlich der Artikel “ausführlich Korrektur gelesen” wurde, sind schon die ersten drei Zeilen ein orthographisches Chaos. Die Redaktion hadert scheinbar nicht nur mit dem Genitiv (“anstatt kategorialeR Schranke”), sondern der Rechtschreibung und Grammatik in der Gänze: die “Gegners”, “bezieht sich jeder zweitE Artikel”..etc pp. Selbst oder gerade Bastian Sick, dessen “sprachkritisches Niveau” dem unsrigen laut Hannah und Amelia entspräche, würde dies bemerkt haben. Nur ist auch die “angeblich falsche Präposition” einfach wirklich eine falsche. “Gerade deshalb ist die postmoderne Dissoziation des Triebes in (darauf legt die Bahamas großen Wert) das Bedürfnis, wie sie Daniel Späth formulierte,” auch in der Korrektur noch falsch. Zur Aufklärung: etwas dissoziiert, wenn schon, dann tatsächlich in etwas, nur halt nicht in ein Neues oder Anderes – dies wäre zum Beispiel die Transformation – sondern in mehrere voneinander verschiedene Teile. Auch dass sich etwas “innerhalb der Gesellschaftskritik beobachten” ließe und nicht an ihr, erscheint uns ebenso merkwürdig wie die “kritisch abgerüsteten” und “heute mit den Verhältnissen selbst barbarisierenden Linken” – war damit wirklich eine >kritische Abrüstung< oder eher eine Abrüstung der Kritik bzw. des kritischen Instrumentariums gemeint?
Bei der Dialektik von Form und Inhalt, welche sich in der wertabspaltungskritischen Sprache finden lassen soll, handelt es sich vielmehr um eine Identität. Die Schwäche der Form ist nur der deckungsgleiche Ausdruck des verstümmelten Inhaltes. So wurden wir folgendermaßen über die zwanghafte Bindestrich-Schreibweise des Wortes Wert-Abspaltungs-Kritik aufgeklärt: “Bei der zusammengefassten Schreibweise wird der im Begriff implizierte Bruch der Totalität nicht deutlich, deshalb bevorzugen wir eine der Schreibweisen mit Bindestrich.” Solcherart Sprachmagie kannte man bisher nur von dezidiert postmodernen Adepten der magischen Vorstellungswelt. Als würden sie sich ihr eigenes Theorem selbst nicht so recht abkaufen, wird versucht, es zumindest im “corporate wording” zu manifestieren. Es mag für diese Gang tatsächlich gelten, dass sie mit purer Absicht “jede ‚falsch‘ verwendete Präposition, jedes fehlende Komma und jede ‚Fehlübersetzung‘ als Widerspruch aufrechterhalten” – solch bewusster Einsatz scheint jedoch äußerst unwahrscheinlich. Viel eher ist die ganze WAK bis in ihren sprachlichen Ausdruck eine zur Tugend erhobene Notdürftigkeit, um nicht zu sagen Notdurft – wie es das Sprichwort “Scheiße zu Gold machen” recht treffend beschreibt. Gold ohne Wert selbstverständlich, weshalb man ja auch auf den “Speck der fordistischen Vergangenheit” angewiesen ist.
“Gelernt” haben wir nun immerhin: “Bahamas ist ja eine Pluralkonstruktion.” Hierbei wurden wohl die Inseln mit der Redaktion bzw. der Zeitschrift verwechselt, die ja schließlich jeweils weder eine Konstruktion noch gar eine solche im Plural sind.
Wir bezweifeln ernsthaft, dass Märchen männliche Narrative sein sollen, dass gleich der Feminismus und nicht einmal das Patriarchat als bloßer Nebenwiderspruch gelten soll, und verstehen weder was ein “prototypisches Einzelindividualsubjekt” oder eine “rechtsstaatsbürgerliche juristische Person” noch die “Spätpostmoderne” sein soll. Aber Keywords solcher Art haben, ähnlich wie beim Schreiben von SEO-Texten (search engine optimization), weitaus größere Bedeutung als der tatsächliche “Unique Content”. Das Vorführen dieser Redaktion und ihrer Hauspostille sollte also nicht nur dazu dienen, noch einmal aus einer etwas neuen Perspektive aufzuzeigen, dass von diesen Leuten nur Krisenreklame bzw. -propaganda statt Gesellschaftskritik zu erwarten ist, sondern auch darzustellen, dass EXIT der eigenen Bauernfängerei längst selbst auf den Leim gegangen ist.
Ebenso wie mit den Floskeln funktioniert es auch mit den Namen, sofern sie als zitierwürdig angeführt wurden. In diesem Falle Christopher Lasch und Lilli Gast, denen man anscheinend jeglichen erfundenen Mist in den Mund legen kann, sofern sich dieser nur mit den konfusen Vorstellungen von EXIT deckt. Bei aller mangelnden Sympathie für die Arbeiten von Lilli Gast ist die Behauptung, diese habe Otto Rank und Sándor Ferenczi “der Mutterfetischisierung, Obsukarantisierung und Esoterisierung überführt,” fast schon rufschädigend, so sehr drückt es der Professorin die EXIT-Lesart auf. Auch die “narzisstische Langeweile”, welche wir Lasch unterschoben, würde dieser als reine Tautologie bzw. als Pleonasmus erkannt haben, da die Langeweile ihrem Wesen nach narzisstisch ist. Entgegen der Behauptung Hannahs und Amelias war es übrigens auch Lacan, der wie Daniel Späth die Vorstellung einer “psychischen Substanz” prägte.
Doch anstatt die “Glocken” (Schiller) läuten zu hören, war es anscheinend “Musik” (Beethoven) in ihren “Ohren” (van Gogh), einen Text von zwei Autorinnen zu erhalten, denen Zitierweise auch nur aus Namedropping besteht. Eigene Namen zu “droppen” ist in der Werbung ein beliebtes Mittel, um den Bekanntheitsgrad des eigenen Produkts zu erhöhen. Rhetorisch hingegen ist >Ipse dixit< ein Argument, das sich nur auf eine Person als oberste Autorität beruft. Bei EXIT findet sich so eine äußerst vulgäre Form der eristischen Dialektik, deren regressive Züge schon der Untertitel der diesbezüglichen Schrift Schopenhauers – “Die Kunst, Recht zu behalten” – benennt. Bei Schopenhauer entsprang die Auseinandersetzung mit Argumentationsstrategien aus dem Problem, dass man “nämlich in der Sache selbst objective Recht haben und doch in den Augen der Beisteher, ja bisweilen in seinen eignen, Unrecht behalten” kann. Im Falle von EXIT bleiben nur die psychischen Motive der Eristik, welche aus ihr wirklich ein “Verfahren der dem Menschen natürlichen Rechthaberei” macht, denn “die angeborene Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskraft reizbar ist, will nicht haben, dass was wir zuerst aufgestellt [haben] sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe.”
Spannend fanden wir auch, dass die Ausrufezeichen-Politik, welche Hannah und Amelia im Text verfolgten, so wunderbar unproblematisch funktionierte. Die Wörter “ursprünglich” und “eigentlich” beispielsweise müssen aus dem Wortschatz gestrichen werden, denn sie sind unabhängig vom Inhalt und Kontext anscheinend immer auf Heidegger bezogen. Im selben Maße scheint “natürlich” automatisch auf einen Biologismus hinzuweisen. All diese Begriffslosigkeiten nun unter einen “bewusste(n) Frühjahrsputz in der Begriffsrümpelkammer” zu subsumieren, bringt uns zum nächsten Punkt: Den mit dem Honig ums Maul schmieren.
Honig ums Maul
Die Anfälligkeit für Komplimente dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, den gefälschten Text zu veröffentlichen. Von unbekannten Leserinnen mitgeteilt zu bekommen, Roswitha Scholz habe das “gesellschaftliche Unbewusste erst richtig entwickelt”, ist zu schön, um unveröffentlicht zu bleiben. Nur ist es streng textimmanent auch einfach zu falsch, um veröffentlicht zu werden. Sie selbst hat immer wieder betont, dass die psychoanalytische Ebene der Wertabspaltungskritik erst entwickelt werden müsse[4]. Zwar erschien “Das Geschlecht des Kapitalismus” schon vor sechszehn Jahren, eine eingehende theoretische Beschäftigung mit der Psychoanalyse blieb bisher jedoch aus und man beschränkte sich auf psychoanalytische Zweckentfremdung, welche nun fünfzehn Jahre nach dem Ersterscheinen des WAK Buches zum Programm erhoben wurde. Die Vorstellung der “drei narzisstische[n] Kränkungen, welche den Antideutschen beigebracht wurden,” zeigt, dass EXIT in völlig autoritärer Weise nur zustimmende Würdigung für ihre Ergüsse dulden. Wer sich im Bezug auf die Antideutschen ernsthaft als Kopernikus, Darwin und Freud ansprechen lässt, ohne dem ob der offenkundigen Anmaßung energisch zu widersprechen, verweist auf den psychotischen Gehalt der Theorie.
Daniel Späth, dieser personifizierte Keuschheitsgürtel, der neben einer Mantel-und-Degen-Romantik auch das Penetrationstabu zum Leitmotiv des eigenen Schreibens erklärt zu haben scheint, bemerkt wie die restliche Gang nicht, dass die Abspaltung tatsächlich ein Konstrukt ist, das von der sich mit dieser bezeichnenden Kritik erst erschaffen werden musste. Auch von Marx, Freud und Adorno gibt es anscheinend immer eine helle und eine dunkle Seite. Durch solche “Halbierung”, wie die EXIT-Redaktion es selbst ironisch bezeichnet, vollziehen sie eine Spaltung der betreffenden Theorien. Die Trennung von exoterisch und esoterisch entspricht durchaus jener der Gattungsfrau in eine Heilige und eine Hure. EXIT scheint es darum zu gehen, das Unbefleckte, Reine und jungfräulich Fruchtbare der jeweiligen Theorien zu entdecken. Das Motiv ist eine von der Realität unbefleckte “Erkenntnis” – eben dies jedoch meint die u.a. von Adorno kritisierte Vorstellung der “Eigentlichkeit”. Wie die Heilige die Hure, so benötigt die reine Theorie den Bezug auf die drohende Aura der Endkrise, welche denselben paranoiden Charakteranteil bedient, wie die vor einiger Zeit noch von Robert Kurz in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, dass die Antideutschen “immer noch gewisse Medien wie die Jungle World oder Konkret dominieren.” Dass ihnen nicht auffällt, dass ein großer Teil der Konkret-Artikel von fundamentalen Wertkritikern verfasst wird, beweist nur wiederholt die Unerreichbarkeit durch Fakten oder Argumente.
Solche Ordensstruktur bedingt schließlich auch den Korpsgeist und die Autoritätshörigkeit dieses Zirkels. Wenn man sich schon an Signalwörter abzuarbeiten gedenkt, sollte man doch ernsthaft darüber nachdenken, ob eine “konsequente” oder “einheitliche Haltung” bzw. ein “echtes Anliegen” wirklich zum höchsten Maßstab erhoben werden sollten. Auch das Berufen auf die eigene Meinung, welche als in den Text gerutschte Formulierung durchaus ein oder zwei Mal verzeihlich wäre, zeigt den darin enthaltenden Gesinnungscharakter spätestens, wenn die Redaktion ernsthaft eine “Meinung gegen die Antideutschen” durchwinkt.
Vor allem der Duktus der Kritik, die diesen Namen nicht verdient, hat die EXIT dort abgeholt, wo sie stehen – wozu wir uns jedoch zugegebenermaßen mehrerer Sprichwörterbücher bedienen mussten. Kritik zu üben bedeutet ihnen nun nicht viel mehr als ein wüstes, vulgäres und persönliches Beschimpfen der Menschen, wie anhand einiger ausgesuchter Beispiele zu sehen ist: “Man wird die Bahamas auf Seite der Lebensschützer sehen”, “eine weitere geplatzte Beule dieser Pest der Linken”, “der eigene Wasserkopf, der sie die eigene Geburt als schwerst traumatisierend empfinden lies”. Wahrlich erschreckend darin ist jedoch, dass selbst diese Beleidigungen niemandem als fingierte auffielen, da man dies von dieser Gruppe anscheinend schon zur Genüge gewohnt ist.
Das theoretische Zentrum ist die logisch unmöglich zu verstehende WAK, denn “diese zeigt sich doch an allen Orten in aller Deutlichkeit; wenn auch nicht als unmittelbar erfassbare im Sinne des Positivismus.” Das ist im Endeffekt eine ebenso präzise Formulierung wie das Kurz‘sche “zumindest teilweise durchaus.” Statt inhaltlicher Kritik werden Zitatbruchstücke aus jeglichem Zusammenhang gelöst und so gedreht, dass sie schließlich das Gegenteil dessen behaupten und kritisieren, was ursprünglich dort stand – da wir nun beide Artikel verfassten, sollten wir wohl wissen, wovon wir reden – nämlich, dass es sich bei dem Artikel von Hannah und Amelia wirklich nur um “ein wildes Sammelsurium aus wahllos selektierten Zitaten (handelt), deren Kontext wohl nur im Unbewussten der Bahamiten existiert.”
Eventuell kann dieser kleine Beitrag hier als Anleitung für künftige Autoren dienen, welche vorhaben sich bei EXIT, immerhin nach einem Aussteigerprogramm benannt, einzunisten. Allen Anderen sei gewünscht, dass sie endlich kapieren, auf was für einen verrückten Haufen sie sich beziehen, wenn sie das Theorem der Wertabspaltung im positiven Sinne rezipieren. Die mehrmalige und leicht penetrante Einladung zu Eurem Seminar lehnen wir hiermit anstandshalber lieber ab, grüßen aber Eure “zahlreichen” Lesekreise und wünschen ein frohes weiteres Schaffen.

Mit freundlichen Grüßen
Katharina Klingan und Paulette Gensler

Sofern nicht anders gekennzeichnet, stammen alle angeführten Zitate aus dem Text Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?, vermutlich nicht mehr sehr lange auf der Exit Homepage. http://exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&index=4&posnr=652. Der Artikel Odenbachs und Xiomaras ist deshalb auch auf der Homepage des Distanz Magazins dokumentiert.

von Paulette Gensler und Katharina Klingan

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[1] http://www.obeco-online.org/hodenbach_axiomara.htm
[2] http://nokrauts.org/2012/02/
[3] Joachim Bruhn, Derivatenhändler der Kritik, http://www.ca-ira.net/isf/beitraege/pdf/bruhn-kritik.kurz.pdf
[4] Roswitha Scholz, Das Geschlecht des Kapitalismus, 2000, S.63

The British left: mourning and organising after Brexit

The vote by 17,410,742 British people to leave the EU has left the country, the EU, and the world in shock. As we recover from this shock, we must act together to define a post-Brexit world.
Attempting to describe the racism
Our understanding of the effect of Brexit must start with the lived experience of ordinary people. The referendum has caused great trauma to many. Political instability and economic uncertainty reign. There has been a fivefold increase in racist violence across the UK. Shops are smashed and firebombed, people of colour are racially abused on public transport, and fascists openly target Muslims for racist abuse.
I asked a friend of mine, who comes from an EU state and lives in the UK, how Brexit was affecting her. She worries about her parents, who are non-EU citizens. ‘[The government] say everything will remain as it is. But how will they justify our access to health care [etc] if they make non-EU nationals pay for it?’
A Muslim, she compares living in Britain today to the aftermath of 11 September 2001. ‘We will end up focusing on identities. I feel like my generation lost out on the opportunities to discover who we could be – in a multicultural sense – because we ended up clinging to a part of our identity that was under attack.’
Racism and the white working class
In the build up to June 23, Labour MP Jo Cox was murdered in broad daylight by a white working class man called Tommy Mair. He is a fascist who reportedly shouted ‘Britain first!’ as he shot her dead. While Cox was white, her attacker seemingly singled her out because of her refugee and migrant solidarity work.
Mair’s fascist ideology would be more shocking if it didn’t derive so much of its legitimacy from the establishment. The British Empire has always used mainstream, government-sponsored racism to pursue and reproduce its economic model.
Over the centuries, this economic racism has taken many forms: Blair’s draconian introduction of ID cards for asylum seekers; London’s ‘institutionally racist’ Metropolitan Police murdering people of colour and consistently getting away with it; Gordon Brown’s support for ‘British jobs for British workers’; the Conservative Party’s openly racist, Islamophobic campaign against Muslim mayoral candidate Sadiq Khan; and the deep foundation of racism that enabled the British Army to destroy Iraq, although the wish to depose Saddam Hussein, a dictator, was seen by some as legitimate.
Yet despite this ruling class racism, the left must not close its eyes to working class intolerance. The simple fact remains that racism and xenophobia are gaining traction in working class communities. To confront it unflinchingly, we must contend with its logic and its origins.
The leave vote was highest in the de-industrialised towns of the North of England. Leave polled 70% in Hartlepool and 61% in Sunderland. In the 1980s, these areas suffered the decimation of their mining industries. Their economies have never recovered.
In 1979, the year Margaret Thatcher was elected, 13,212,000 people were members of trade unions. By 2013, that number had shrunk to 7,086,000. For more than a generation, workers in the deindustrialised parts of Britain have been deprived of the working class power and internationalist traditions provided by unions. Communities facing chronic unemployment have been left dependent on diminishing back office civil service jobs, working tax credits, and other disempowering government subsidies.
Let us be blunt: if the left fails to organise an alternative to this economically bleak environment, the white working class will turn to fascism. The populist fascists in Ukip already know this, and have spent decades comforting the disenfranchised with clever and convincing rhetoric.
Squint, and Farage’s anti-globalisation, anti-poverty message looks almost left wing. The sting in the tail is that his project needs racism to function. To safeguard its pay and conditions, Farage tells us, the white working class must turn against working people of colour.
The alternative is to unite all workers behind a positive political project of equalising wealth and power. But uniting British workers with people beyond its borders has always encountered a centuries-old political obstacle: imperialism.
Anti-imperialism
In struggling to organise our communities against post-Brexit violence, we must depart from the premise that a migrant is a worker. Defending migrants therefore means defending workers.
The national divisions and borders that separate the working class are a product of various empires. These borders serve economic purposes. We must identify and oppose those economic purposes, and replace them with our own internationalist, equalising agenda.
The struggle to dismantle those borders is inseparable from the struggle to inhibit, and then to expropriate, those who hoard the wealth of empire.
For some on the left, there is a necessary choice between combatting racism and supporting working class leave voters. Such leftists are wrong to suppose a contradiction.
We must fight to overcome the growing poverty of the British working class. At the same time, we must fight the architecture and administration of the British Empire from which the British working class still derive benefit. And we must confront the minority of people who voted leave for racist reasons, using logic where possible, and force where necessary.
The landscape has changed, the struggle continues
For sections of the anti-imperialist left, Brexit was only the latest in a long, unbroken chain of traumatic experiences at the hands of the British state and the EU. Asylum seekers and migrants fleeing Britain’s wars never had the benefit of EU rights. Thousands of them still drown in the Mediterranean.
While we mourn new traumas caused to EU citizens living in Britain, we must attempt to direct that pain towards increasing anti-racist consciousness.
Anti-imperialist campaigners continue the work of increasing that consciousness. It is now, in this most politically volatile moment, that we must direct our time, resources and skills towards strengthening their power.
Movement for Justice by Any Means Necessary are composed substantially of refugees who have only ever dreamt of EU rights. They persist in their vital work of mobilising black and brown anger to topple Britain’s horrific system of immigration detention. The anti-raids network continue to agitate against immigration raids and build an anti-fascist culture at the local level. And anti-racism groups like Hope Not Hate organise community responses to racism across the country.
If you weren’t already, it’s time to get involved.
Remainstream
The establishment-sanctioned remain campaign was openly backed by capitalists ranging from David Cameron and Barack Obama to Goldman Sachs and JP Morgan. The referendum was fought and conceived by two wings of British conservatism. Whichever side won, workers and the poor were guaranteed to keep losing.
Labour’s remain campaign, dominated by the Labour right, was fraught with a classism ranging from the subtle to the overt. That classism ultimately reflected the views of many remain voters.
The anger directed by traumatised remainers at the ‘stupid’, uneducated leavers has revealed a deep, latent anti-working class prejudice. If the only way socialists can find to oppose racism and Brexit requires us to insult people less well educated than us, then we urgently need to rethink our approach.
We must avoid homogenising complex groups that are large and diverse. We cede too much to reactionary racists if we allow ourselves to imagine that any vote for leave was necessarily racist.
Our ideological enemies have wasted no time in claiming ownership of the post-Brexit landscape. Nor can we. We must remain sensitive to the massive increase in racism suffered by people of colour and EU citizens. But that sensitivity must not blind us to the opportunities posed by Brexit, however dearly bought.
Silver Leaving
A minority of left wing commentators have pointed to positive consequences: crippling damage to TTIP, the imminent possibility of Scottish and Northern Irish independence votes that threaten to break-up the UK’s imperial metropole, and the potential weakening of British and NATO imperialism.
David Cameron has resigned and Boris Johnson has pulled out of the resulting leadership election. Nigel Farage has also stepped down. British conservatism is in crisis.
Greece is a country that was destroyed by troika-imposed austerity. I spoke to a Greek friend of mine living there. ‘On the political level’, she told me, ‘there is a clear attempt to present Brexit as a revolt against EU-driven austerity.’
Since the result, SYRIZA MPs and MEPs have sought to reopen a discussion about the institutional structure of the EU. Many Greeks acknowledge that Brexit was mainly a victory for the xenophobic and racist right. However, many Greeks are hoping that the result will help to pioneer a progressive, anti-austerity discourse.
As of yet, however, my friend notes that there has been no direct reference to issues such as the restructuring of Greek debt.
‘Brexit is viewed neither as a victory nor with trepidation,’ she tells me. ‘It is definitely treated with caution, given the state of uncertainty it introduces.’
Corbyn and the #ChickenCoup
While sections of British capital will clearly benefit, the referendum has left the ruling class in general disarray. In this situation, a united Labour Party might be expected to defeat the Tories in an impending general election.
Predictably, the Blairite right wing of the Labour Party chose this moment to launch their long-awaited coup against the social democratic leadership of Jeremy Corbyn.
After orchestrated resignations by shadow cabinet ministers, 172 Labour MPs backed a motion expressing no confidence in Corbyn. Only 40 stayed loyal to his leadership. The coup plotters chose a non-binding motion instead of triggering a definitive leadership election because they know Corbyn will ‘easily defeat’ any direct challenge by appealing to the Party’s membership. John McDonnel, the shadow chancellor and Corbyn’s closest ally, described the no confidence motion as ‘a lynch mob without the rope’.
With the support of 59.5% of the membership and the country’s ten largest trade unions, and with 60,000 new members signing up since the coup began, Corbyn enjoys the biggest mandate of any leader in Labour Party history.
If remain had won, the Labour right had counted on having a few more years to depose Corbyn. Brexit has thrown up the possibility of a general election in mere months. The Blairite plotters knew this risk, and there were public reports of their intentions weeks prior to the referendum.
The politicians and spin doctors of the Labour right claim to be afraid that the socialist Corbyn is unelectable. In reality, they are afraid that he will win a general election.
Chilcot: a ticking bomb
The timing of the coup is doubly significant. The Chilcot inquiry into the Iraq War is released on Wednesday. Because they voted for the illegal war, many of Corbyn’s recently resigned front bench will be directly implicated. In over three decades spent in Parliament Corbyn has never voted for war, although he faced criticism from some quarters for allowing a ‘free vote’ on Syria, resulting in 66 Labour MPs supporting military action.
Blairites fear that Corbyn is about to stand up in Parliament and call for Blair to be prosecuted for war crimes. If Corbyn succeeds in doing so, he will cause untold damage to Blair, his allies, and the entire political project of the imperialist Labour right.
Against a Parliamentary Response to Brexit
The coup lays bare the historic problem of the Parliamentary Labour Party (‘PLP’): a near total lack of accountability to its members and the trade unions.
When the Conservative Party is weak, the capitalist class switches to using various mechanisms to apply crushing pressure to the PLP. Without a rank and file trade union movement capable applying pressure in the opposite direction, and without the ability to recall wayward Labour MPs, these workers’ ‘representatives’ are in reality free to do the bidding of capital.
We must not therefore allow the PLP to misdirect our gaze away from efforts in our local communities and workplaces. But we should lend critical, pragmatic support to the reformist, social democratic project of Corbynism even while recognising its serious limitations. A Corbyn Labour government will expand the progressive limits of capitalism, resulting in material improvements for substantial stakeholder groups, albeit mostly in Britain. We would be blind not to act accordingly.
For some on the anti-imperialist and revolutionary left, that critical support extends to Labour Party membership. For others, it means only paying the £3 necessary to ‘support’ the Labour Party in any internal leadership election. For others still, no formal affiliation is required to continue the work of fighting racism and imperialism and building the labour movement.
Hope out of turmoil
Since the global economy stopped working in 2008, the liberal status quo has been decaying. If the Wall Street crash of 1929 and the outbreak of world war two in 1939 are anything to go by, it takes about a decade for a global political economic paradigm to shift after a global financial meltdown.
The heirs to the crumbling liberal projects of today will be those who organise and struggle most fiercely for their vision of a new world.
The fascist vision promises dignity to a racially defined, hyper-masculine, heterosexual working class. This dignity necessarily comes at the expense of migrants and people of colour. But fascism is powerless to challenge, and can only reconstitute, the dominance of globalised capital.
The left faces the challenge of providing an alternative vision. Ours is the same vision for which socialists have always fought: to overcome the forces of hatred and despair in the name of the dignity and material equality of the global working class.
Such a vision might sound grandiose. But the messy, practical reality of our fight happens, and is now unfolding, in workplaces and communities around the world.
Brexit will only be a defeat if we concede defeat. The post-Brexit world will only belong to the right if we on the left fail to claim it for humanity.
So organise and fight as if you mean to win. Join or establish a trade union. Join migrant solidarity groups. Organise to confront racism wherever you encounter it. And dismantle the apparatus of imperial war.
Out of the ashes and trauma of Brexit and Baghdad, and by working together, we will build a more equal world for everyone!

Gastbeitrag von Franck Magennis

Brexit and the UK Left

The ‘Brexit debate’ about whether the UK should vote to leave the EU on 23 June has been dominated by right wing voices. The ruling Conservative Party and the billionaire-owned mass media have gone to war with themselves, crowding out left wing narratives. Yet a vibrant left wing debate has been taking place, albeit mostly outside of the spotlight.
The Labour Party is largely supporting Remain, but its contribution to the debate has been subdued. This is partly because of fears of what would happen if the party more openly debated both sides of the referendum. A unified Labour Remain platform is seen by some as a way of preventing Labour from descending into the civil war raging on the Tory benches.
Yet party leader Jeremy Corbyn’s support for the Remain campaign has been criticised as lacklustre and insincere. An ‘Old Labour’ tradition continues to be highly critical of the EU, with veteran Labour MP Dennis Skinner recently coming out in favour of Leave.
 

Not a left wing voice, but a very british one.
Not a left wing voice, but a very british one.

Left Remain
Left Remain campaigners emphasise EU-derived workers’ rights relating to maternity leave, sick pay, and working time as a reason to stay. Leaving the EU, especially at this time, would result in a ‘bonfire’ of workers’ rights, they say. Brexit would leave a poorly organised trade union movement at the mercy of a Tory Government unconstrained by EU regulation.
Preserving free movement of workers also figures highly on the left Remain agenda. They maintain that migration from EU states is good for people seeking a better life, and has created deep cultural and political ties across national boundaries. A vote for Brexit would contribute to a growing atmosphere of racism and xenophobia.
Left Remainers also emphasise the value of EU funding. In particular, Northern Irish voters are concerned for the future of high profile peace and reconciliation projects in the ‘six counties’ that would be called into question in the event of a Brexit.
Left-exit or ‘Lexit’
Like the Remainers, the Lexit campaign has focused on workers’ rights. Lexiters suggest that the EU has undermined and dismantled workers’ collective bargaining rights. They maintain that the Court of Justice of the EU consistently prioritises the rights of capitalists over workers. Workers’ rights are the result not of EU fiat, they say, but of political struggles and workplace organisation that has achieved legal recognition in UK legislation like the National Minimum Wage Act 1998.
The left’s desire to leave the EU derives from a growing politics of internationalist opposition to austerity. Lexit campaigners view the EU as inhibiting socialist governments through laws that prevent ‘state aid’, enforce competition, and limit public spending and borrowing. The Greek and Irish economies were savaged by EU-imposed austerity. Many suspect that Rajoy’s right wing Spanish government has been spared from implementing similar austerity measures, at least until after a left wing government is elected on 26 June this year.
Left leavers are concerned about anti-immigrant sentiment and are disturbed by the racism and xenophobia of the mainstream leave campaign. Yet many view EU free movement as forcing workers into competition with each other, resulting in a race to the bottom that undercuts wages and working conditions.
Instability and Reform
While Remain have pointed to the inevitable political and economic instability that would follow a Brexit, Lexiters suggest that this instability is the necessary condition of reconfiguring the economy after 35 years of neoliberal consensus.
Brexiters of all political stripes have sought to suggest that the EU is beyond reform. They emphasise the EU Parliament’s lack of legislative initiative as a symptom of the general lack of democratic accountability afflicting the EU’s seven institutions.
Left Remainers counter that the EU has mechanisms for reform, and that campaigns like Yanis Varoufakis’ Diem25 movement are the progressive way to oppose EU-imposed austerity.
Common Concerns
The left has been much better than the right at maintaining a degree of unity even as it has rigorously debated Brexit. The left needs to continue to engage critically with the principled, socialist cases for both leave and Remain. Regardless of the referendum result on 23 June, the left will need to unite in fighting to define the political economic discourse and to defend migrants and workers.
Franck Magennis is a trainee lawyer and community activist living in Deptford, London.