Bienheureux ceux qui croient à l'amour plus qu'à la haine.

Wenige Stunden ist der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo her. 12 Menschen sind dabei nach aktuellem Stand ermordet worden. Zwar weiß man zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht, wer diese Tat begangen hat, dass ein Satireblatt bei den Tätern allerdings einen Hass hervorruft, der sie töten lässt, sagt viel über diese aus.
Satire ist ein Werkzeug der Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Satire, die den Namen verdient, tritt nicht nach unten und buckelt nach oben, greift keine gesellschaftlich Marginalisierten sondern selbsternannte Meinungsführer und Leitfiguren an. Gerade da, wo Satire weh tut, hat sie ihre Berechtigung. Sie ist da wichtig, wo etwas als unantastbar angesehen wird. Die Strafanzeigen der Katholischen Kirche gegen die Titanic sind hier ein gutes Beispiel – einen Menschen mit gelbem Fleck vorne und braunen Fleck hinten zu zeigen, bringt keinen Grundschüler mehr zum Lachen. Aber in dem Moment, in dem die Kirche Klage gegen die Zeitschrift einreicht will man fünf Abonnements gleichzeitig abschließen, da einem vor Augen geführt wird, wer sich in der säkularen Gesellschaft als heilig begreift, es aber zur Hölle nochmal nicht ist.
Während ich diese Zeilen schrieb habe ich den Propheten immer wieder auf die Papierunterlage vor mir gemalt – zehn, vielleicht fünfzehnmal. Ich hab das nicht getan, weil das vielleicht der Stein des Anstoßes für die heutigen Morde war, sondern weil ich mich daran erinnerte, wie vor knapp zehn Jahren die Redaktion des Jyllands-Posten um ihr Leben fürchten musste. Ein Jahr später griff Charlie Hebdo die Idee auf und druckte ebenfalls Mohammed-Karikaturen. Seitdem gab es immer wieder Morddrohungen gegen die Comiczeichner.
Es ist schwer, sich vorzustellen, mit welchem Gefühl diese Menschen jeden Morgen zur Arbeit gingen. Ich weiß nicht, ob sie damit haderten das Haus überhaupt zu verlassen. Mit ihrem Magazin jedoch wichen sie kein bisschen in ihrer Bisshaftigkeit, in ihrer Schärfe zurück. Vielleicht gibt es in Frankreich ein Äquivalent zum Postillon und vielleicht blickten die Charlie Hebdo Redakteure ab und zu auf dessen Postings und dachten daran, wie einfach sie es haben könnten. Aber sie gingen dann doch wieder dahin, wo sie so wichtig waren – da wo es weh tut.
Wir trauern heute um Cabu, Wolinski, Charb, Tignous und alle Ermordeten.

Redaktion Distanz

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